Cluster-News: Wettbewerbsvorteil Aus- und Weiterbildung in der Medizintechnik

MS bei Executive Lounge (Medium)

DI Martin Schmid, Geschäftsführer en.co.tec

Dem „Wettbewerbsfaktor Humankapital“ widmete sich die Juni-Executive-Lounge des steirischen Humantechnologie-Clusters. Moderiert wurde die hochkarätig besetzte Diskussionsrunde mit Bildungsexpertinnen und -experten von Clusterchef Dr. Johann Harer. DI Martin Schmid, Geschäftsführer von en.co.tec, war bei der Expertendiskussion dabei und brachte seine Erfahrungen zu Weiterbildungsangeboten in der Medizintechnik / Pharma mit ein.

„Gute Aus- und Weiterbildungsangebote sind die Basis dafür, den Wettbewerbsvorteil Humankapital heben zu können“, berichtete der neue Clusterchef aus der langjährigen eigenen industriellen Praxis. Doch worauf genau legen Verantwortliche wert, wenn sie Personal rekrutieren?

„In unserer Branche gibt es strenge Regulatorien. Gesucht sind also sehr genaue, zuverlässige Menschen“, berichtete Martina Metzich, Verantwortliche für Human Resources und Talent Management bei der Baxter AG. Metzich weiter: „Ganz grundsätzlich sei der Standort Österreich in vielen Bereichen ein Role Model für den Baxter-Konzern“,. „So wurden unlängst die Aktivitäten im Bereich Gen-Therapie zu Baxter Österreich an unseren Standort Orth an der Donau geholt.“

Bernhard Hofmann-Wellenhof, Vizerektor für Lehre an der TU Graz, berichtete, dass mittlerweile mehr als ein Drittel aller Studierenden an der TU „NAWI-Graz-Studierende“ sind, also den Studienverbund von Karl-Franzens-Universität und Technischer Universität Graz nutzen. Einen Schwerpunkt dabei bilden die „Life-Science-Studien, beginnend mit dem Flaggschiff Biomedical Engineering“. Neu starten wird das Studium „Healthcare Engineering“. Hofmann-Wellenhof betonte auch die gute Zusammenarbeit der drei großen Universitäten (Karl-Franzens-Universität, TU und Med Uni Graz) im Rahmen der Forschungskooperation BioTechMed Graz.

„Was bleibt dann noch für die Fachhochschule Joanneum?“, fragte Moderator Johann Harer. Die Antwort von FH-Rektor Karl Peter Pfeiffer fiel umfangreich aus und stellte das breite Angebot seines Hauses vor. „Im Studium e-Health etwa muss ich mich auch in die Funktionsweisen des Gesundheitssystems hineinarbeiten. Wobei: In Österreich haben wir ja immer noch eher ein Gesundheitswesen und wenig System.“ Weitere Studien zu Life Sciences und Humantechnologien sind Ambient Assisted Living (AAL), Ergo-Therapie oder biomedizinische Analytik. „Aber auch Studien wie Industrial Design und das Hebammen-Studium gehören dazu.“ So wird im Rahmen des Hebammen-Studiums gerade ein „Gebär-Roboter“ für Übungszwecke entwickelt, eine eminente medizintechnische Herausforderung. Und gelungenes „Industrial Design“ ist gerade auch für die Anwender medizinischer Geräte von entscheidender Bedeutung. Gemeinsam mit der Med Uni Graz wurde der MBA in Health Care Management entwickelt.

DI Martin Schmid, Geschäftsführer der en.co.tec Schmid KG, bietet Fortbildungswilligen vor allem „Regulatory Compliance Lösungen“. „Die regulatorischen Anforderungen in der Medizintechnik sind äußerst heterogen und für kleine Firmen kaum schaffbar“, so der Fortbildungsexperte und Praktiker. „Man muss in der Schulungsbranche ständig innovieren – so bieten wir für die Unternehmen mittlerweile spezielle Nachmittagsschulungen an.“ Von der Branchenstruktur im Medizintechnikbereich her sieht Schmid „Wien sehr start-up-getrieben“, während in der Steiermark viele Aktivitäten „speziell von den Werkstoffwissenschaftlern an der Montan Universität Leoben ausgehen“ und Oberösterreich ist für Schmid „das traditionelle Land der Zulieferer“.

Gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen, ist für jedes Unternehmen schwierig. Baxter Österreich setzt dabei auch auf Programme wie „FIT – Frauen in die Technik“ und kooperiert natürlich auch mit den hohen Schulen vor Ort wie der FH Krems oder auch der HTL für chemische Industrie Rosensteingasse in Wien. „Besonders wichtig sind uns auch die Lehrlinge, wir haben in den letzten Jahren von 32 auf 66 Lehrlinge aufgestockt“, erzählte Martina Metzich. Metzich regte auch an, an den Universitäten möglichst früh konkrete Informationen über mögliche Berufsbilder in Konzernen wie Baxter zu lancieren und auch Besuche zu organisieren.

„Es ist ein schwieriger Prozess, die Orientierung der Studierenden frühzeitig zu stärken“, berichtete TU-Vizerektor Hofmann-Wellenhof. So werden zur Förderung von Praxiserfahrungen auch „die Förderstipendien der Industrie“ angeboten. Martin Schmid wiederum betonte, dass Zertifizierungen für Fortbildungsangebote „auch für kleinere Anbieter sehr wichtig sind“ und dass man bei allen Anstrengungen „nicht an Bundesländergrenzen haltmachen“ dürfe. FH-Rektor Karl Peter Pfeiffer stellte abschließend das Modell des „“ im Rahmen des Produktionstechnik-Studiums vor: Studierende sind dabei abwechselnd drei Monate an der FH, dann drei Monate im Unternehmen, dann wieder drei Monate an der FH und so weiter. Pfeiffer verwies auch auf die hohe Praxisbezogenheit der Studien durch das Mischungsverhältnis der Lehrkräfte aus 50 Prozent Fixangestellten und 50 Prozent externen Lehrkräften.

Nach der abschließenden Diskussionsrunde mit dem fragefreudigen Auditorium fand auch die Juni-Executive-Lounge des Humantechnologie-Clusters mit vertiefenden informellen Gesprächen am abendlichen Buffet ihren Ausklang.